Ein Corsair F-27 trailerbarer Trimaran. LUA: 8,25m, Breite: 5,5m (2,5m eingeklappt auf dem Trailer), Tiefgang: 1,5m Schwert unten, 40cm Schwert oben, Masthöhe: 10,5m
Großsegel, Fock, Genua, Sturmfock, Spinnaker
Werner und Roswitha Stolz
Auf der Suche nach einem seetüchtigen, schnellen Trailerboot stieß Werner in einer englischen Yachtzeitschrift auf den Corsair F-27.
Nach einem Testsegeln im englischen Kanal, entschieden wir uns im Sommer 1990 für den Kauf. Da ein Holländer im Sommer 1990 einen F-27 bereits über den Atlantik gesegelt hatte, reifte in uns der Gedanke, das auch zu machen, aber nicht auf der Route über Neufundland, sondern der vermeintlich einfacheren Route über Bermudas-Azoren-Portugal
Am 26.3.1991 war es dann soweit: Die Schiffstaufe mit Pazifik-Wasser auf den Namen "Tres Hombres"
(= "drei Freunde") in Chula Vista / San Diego.
Das erste Maststellen dauerte noch etwas länger. Inzwischen sind wir bei 15 min. | ||
Das Boot geht das erste Mal ins Wasser in der Marina in Chula Vista | ||
Die Schiffstaufe am 26.3.1991 |
Ein Testschlag in der Bucht von San Diego und vor der Skyline von San Diego. Am Cape Cabrillo geht es hinaus auf den Pazifik.
Wir testen das Boot auf Herz und Nieren.
Für eine Reise durch den Panamakanal, die Karibik und dann über den Atlantik hatten wir zu wenig Zeit. Deshalb transportierten wir das Boot auf dem Landweg (es ist ja schließlich ein Trailerboot!) an die Ostküste nach Annapolis nahe Baltimore. Die Werft stellt uns einen Trailer zur Verfügung. Ein kleiner Umzugslaster war die billigste und einfachste Lösung ein Mietfahrzeug mit Anhängerkupplung One Way von West nach Ost zu mieten. Freunde begleiten uns in einem weiteren Auto. Die Route führt uns zuerst auf dem Highway 8 zur Grenzstadt Yuma (USA-Mexiko) in Arizona. Dann weiter über Poenix nach Flagstaff auf den HWY 40 dem wir auf direktem Weg nach Osten bis in die Appalachen folgen. Wir queren dabei so legendäre Orte wie Albuquerque, den Rio Grande, den Rio Pecos ("es gibt kein Gesetz westlich des Pecos" John Wayne), den Red River, Amarillo, Oklahoma City, Little Rock / Arkansas (Bill Clinton's Stadt). In Memphis/Tennessee queren wir den Mississippi und fahren über Nashville, dann den Appalachen entlang nach Washington D.C. und schließlich nach Annapolis an der Chesapeake Bay in Maryland.
Roswitha flog eine Woche vor Werner nach Annapolis und bereitete das Boot vor: Putzen, ins Wasser, Essen einkaufen, sich um die Luftfracht kümmern etc. Bei 38°C und 95% Luftfeuchtigkeit war das eine echte Herausforderung.
Die Luftfracht ist endlich da! | Wie werden wir dem Chaos Herr? Wo soll das alles hin? | Geschafft! | Letzte Vorbereitungen vor dem Auslaufen in Annapolis |
Am Montag, 24.6.1991 um 07:30 Uhr hieß es Leinen los!
Wir segelten bei besten Segelwinden durch die phantastische Chesapeake Bay. Schade, dass wir nicht mehr Zeit haben!
Viele Inseln und Buchten laden ein.
Winde zwischen 1-5 Bf bieten schönes, schnelles Segeln. Genau richtig um sich an das Boot zu gewöhnen. Besonders bei der Nachtfahrt hatten wir einige Schlüsselerlebnisse: Wir hatten bisher einen 28 Fuss Einrümpfer. Hier waren 6 kn eine tolle Geschwindigkeit. Als in der Nacht der Tri bei einer leichten Brise plötzlich mehr als 10 kn lief, wurde es uns mulmig und wir refften. Daraufhin fuhr der Tri wesentlich ruppiger - er war beleidigt. Man schickt doch auch keinen 100m Läufer mit Skischuhen an den Start!
Am 25.6. um 1730 lagen wir fest in der Willoughby Harbour Marina in Norfolk/Virginia. Die ersten 163 sm geschafft - in 33 Stunden Fahrt. Willoughby Harbour ist eine nette Marina mit sehr hilfsbereiten Leuten, die immer wieder anmerkten, dass sie keine "Yankies" sind, sondern Menschen aus dem Süden und deshalb gemütlicher und netter..
Wir mussten einen Pausentag einlegen, da vor der Küste der Wind gegen den Golfstrom stand und sehr hohe Wellen verursachte.
26. Juni 0900 Leinen los. Mit uns läuft ein Flugzeugträger aus! Um 1245 passieren wir die südliche Durchfahrt der Norfolk Chesapeake Bay Bridge:
Wir sind auf dem Atlantik!
Am Nachmittag kommen wir in ein Gebiet in dem ein Seemanöver stattfindet. Etwas unheimlich ! In der Nacht behauptete Werner, ein Fliegender Fisch hätte ihn angegriffen. Wir fanden ihn auch: Im Außenborderschacht fand er sein Ende.(Bild 39)
Wir versuchen uns eine gewisse Bordroutine anzugewöhnen: Nachts 3 Stunden Wachen bei denen wir von Hand steuern, da unsere einzige Energiequelle eine Solarzelle ist. Wir haben wechselnd 2 Wachen pro Nacht. Die Wachen sind von 21:00 bis 00:00, 00:00 bis 03:00, 03:00 bis 06:00. Mit der Zeit finde ich aber, dass es angenehmer ist 2 Wachen zu haben, als die Hundewache zwischen 0000 und 0300.
Am 28. Juni um 14:45 fahren wir in den Golfstrom ein. Ja, man kann es so genau sagen! Es ist unglaublich! Innerhalb weniger 100m nimmt die Wassertemperatur von 21°C auf 29°C zu. Salinität, Farbe und Strömungsgeschwindigkeit ändern sich. Es ist wie ein Fluss im Meer, dessen Grenzen durch Sargassokraut markiert werden.
Am 29.6. nachmittags beobachten wir seltsame Wolkenbewegungen. In der Nacht nimmt der Wind zu. Wir wechseln bis zur Sturmfock - ein Ausläufer des ersten tropischen Sturms mit dem Namen Anna hat uns erreicht. Gott sei Dank mit SW Wind. So passt die Richtung. Die Wellen sind sehr hoch! Durch unsere Geschwindigkeit (170sm ETMAL nur unter Sturmfock!) laufen wir dem Sturmsystem davon.
Am 2.Juli 20:00 fest an Ordonance Island, St. Georges, Bermuda.
Wir bleiben 3 Tage auf den Bermudas und lassen den Sturm vorbeiziehen!
Die Bermudas sind Klasse!
Der Golfstrom in einem Thermal-Satellitenbild (NOAA 16): Auch hier erkennt man die scharfen Grenzen und die Wirbel | |||
Der Golfstrom |
Werners "Angreifer" | Früher Morgen unter Sturmfock, 35-40kn Wind und gut Welle. | Durch unsere Geschwindigkeit laufen wir schnell dem Sturm davon. Bald wieder Sonne. Die Wellen bleiben |
Satellitenbild der Bermudas: Man steuert die Inseln von Süden aus an. Im Norden liegt ein großes Riff!! | Ansteuerung des Town-Cuts: Einfahrt nach Saint Georges |
Am 6.7. laufen wir morgens von St. Georges aus. Die neuen Freunde die wir auf der Insel gewonnen haben, haben uns noch eine Bananenstaude an Bord gelegt als Verpflegung. Am Stützpunkt der US Navy bekommt man einen erstklassigen Wetterbericht und zusätzlich einen "Golfstrombericht", der sehr hilfreich ist, weil er die Mäanderbildung des Nordatlantikstroms und damit auch die Eddies wenigstes für die nächsten 3 Tage vorhersagt.
Die Wetterfrösche empfehlen uns auszulaufen und mit leichten bis mäßigen westlichen Winden und gutem Wetter dem Sturm nachzulaufen. Trotzdem erwischen wir gleich am 2. Tag eine Gewitterfront, natürlich in der Nacht. Scheinbar sind wir etwas zu schnell und holen den Tropensturm, der sich zu einem Sturmtief zurückentwickelt hat, wieder ein. Auch an den nächsten Tagen begleiten uns die Gewitter. So wird uns nicht langweilig: Genua runter, Fock rauf, Groß reffen. Nach einiger Zeit wieder ausreffen und das ganze von vorne.
Auch kommt der Angelköder, den wir unter Tags an einer Schleppangel haben, nur bei den Bermuda-Longtails, den schönen Tropikvögeln, die uns begleiten, gut an.
Bermuda Longtail | Immmer wieder passieren wir Gewitterfronten | |
Segelwechsel und reffen ist angesagt |
Nach einigen Tagen beruhigt sich das Wetter. Mit SW Winden von 2-4 Bft. und ausgebaumter Genua kommen wir gut voran. Die lange Atlantikwelle ermöglicht dem Tri zu surfen. Nicht die hohen, sondern die etwas niedrigeren, aber langgezogenen Wellen sind ideal. Im Surf erreichen wir bis zu 15 kn. Das ist auch der Grund, warum unser Spinnakerversuch kläglich gescheitert ist: Im Surf war der Fahrtwind stärker als der wahre Wind, und so hat es uns den Spinnaker (damals noch symmetrisch) um das Vorstag gewickelt. Nur mit Glück bekamen wir ihn wieder los.
Es wurde nie langweilig auf dem Atlantik. Unser Kurs führte uns auch über die Hauptschifffahrtsrouten, was sofort auffiel, weil der Zivilisationsmüll zunahm. Wir zogen an unserer Angel jede Menge an Plastik heraus. Es trieben alte Fässer, sogar mal ein großer Baumstamm. Ein Kreuzfahrtschiff, das uns passierte warf zig große Müllsäcke über Bord! Und wir dachten immer das Mittelmeer ist eine Müllhalde. Der einzige Vorteil war, dass wir von den passierenden Frachtern den Wetterbericht bekamen. Vielleicht eine Episode, die zu denken gibt: Bei schönstem Wetter und ca. 3Bft. Wind passierte uns ein Container Frachter, die "Texas Star" in ca. 1-2sm Abstand. Wir unterhielten uns mit ihnen über Funk, aber sie konnten uns nicht ausmachen, weder auf dem Radar (trotz Radarreflektor), noch optisch. Erst als wir unsere neon-orange Sturmfock setzten, sahen sie uns.
Was lernen wir daraus? Immer einer bleibt wach, auch am Tag und bei Flaute, auch wenn Luigi, der Autopilot noch so souverän steuert!
Die Bordroutine hält Einzug:
Navigation | |||
Beginn der Nachtwache. Am schlimmsten war das aufstehen. Wie man sieht, war es nicht so sehr warm |
Und dann fingen wir endlich unseren ersten Fisch!
Am 12.7., nach 6 Tagen erfolgloser Versuche beißt der erste Fisch. Wird sind wieder in einem Eddie am Randbereich des Golfstromes. Man sieht wieder Felder von Sargasso-Kraut und die Wassertemperatur wechselt sehr stark.
Zu einer ungewöhnlichen Tageszeit, nämlich mittags (Fische beißen in der Regel am frühen morgen oder abend) und bei einer relativ hohen Geschwindigkeit (8-10 kn) rauscht unsere Schleppangel aus. Wir stoppen die Rolle und 100m hinter uns kämpft ein großer Fisch. Auf Grund der Bedingungen und da er sehr fightet war unser erster Gedanke „ein Barracuda“. Den hätten wir sofort abgeschnitten, da es mit unserer Amateurausrüstung und unserer geringen Erfahrung gefährlich gewesen wäre ihn an Bord zu holen. Auf den Azoren begegneten wir einem Segler, dem ein vermeintlich toter Barracuda noch die halbe Nase abgebissen hat. Er sprang ihm ins Gesicht als er ihn filetieren wollte.
Aber als unser Fang hochsprang und seine schillernd goldene Seite präsentierte stand fest: es ist ein Mahi-Mahi, auch Dolphin-Fish oder Gold-Dorade genannt. Einer der besten Speisefische und ein schneller Jäger. Deshalb hat er unseren Gummi-Tintenfisch-Köder auch bei 10 kn Fahrt erwischt. Für den „Standardfisch“ Bonito wäre das viel zu schnell gewesen. der beißt i.a. bei 4-6kn Fahrt.
Wir haben ganz schön geackert, bis wir den Fisch endlich an Bord hatten. Ein großer Brocken von ca. 10 kg und 1m Länge. Wir haben ihn nur filetiert, um die Sauerei an Bord gering zu halten.
Wir essen 2 Tage an dem Fisch. Es gibt alle Variationen: gebraten, sautiert, als „McFish“. Obwohl wir keine Kühlung an Bord hatten, konnten wir ihn gut konservieren. Man legt die Filets in Öl ein und stellt sie schattig mit gutem Luftdurchzug. So bleiben sie mind. 2 Tage frisch.
Einige Tage später hat nochmals ein Mahi-Mahi gebissen, noch größer als die erste. Aber er hat sich Gott sei Dank wieder losgerissen. Nochmals 2 Tage Fisch hätte uns wahrscheinlich einen Eiweißschock eingebracht.